Selbstvermarktung

Artikel für Artikel piept am Kassenscanner vorbei und verschwindet als Einkauf in der Tasche. Aufleuchtende Zahlen und eine gelangweilte Stimme verkünden den Preis. Die Plastikkarte und mein guter Name erledigen die Kleinigkeit.

„Darf ich ihre Postleitzahl erfahren? Waren Sie mit ihrem Einkauf in unserem Geschäft zufrieden? Haben Sie alles bekommen?“

„Jo, war super. Wie steht es mit ihnen? Geben sie mir bitte ebenfalls ihre Postleitzahl? Waren Sie mit mir als Kunde zufrieden? Habe ich alles gekauft, was sie erwartet haben? Kann ich etwas besser machen bei meinem nächsten Einkauf?“

Verwirrter Blick und Schweigen. Dann folgt ein zaghaftes „Sie wollen mich … auf den Arm nehmen, oder?“

„Nichts läge mir näher. Es ist mir wichtig zu gefallen und als Kunde positiv in Erinnerung zu bleiben. Ich bin Selbstvermarkter. Wegen der Postleitzahl, die brauche ich für meine Konsumplanung. Wenn sich herausstellt, dass ich in einer bestimmten Gegend als Kunde besonders erwünscht bin, ziehe ich dorthin um. Zumindest erwerbe ich einen Nebenwohnsitz.“

Sie gackert los. „Heeelllgaaaa, hast Du das gehöööört? Sie sind mir ja ne Marke!“

„Das ist richtig, allerdings noch keine eingetragene.“ Mit gehobenen Augenbrauen streiche ich den Laden von meiner Konsumlandkarte und verschwinde in Richtung der Bäckerei. Hoffentlich arbeiten die dort professioneller.

 

© Jo Wolf

 

23 Kommentare zu „Selbstvermarktung

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  1. Herrlich! Wirklich toll! Hätte ich heute auch machen sollen, als ich nach meiner Postleitzahl gefragt wurde. 🙂 Ich gab es der Dame an der Kasse freiwillig, da ich es auch aus anderen Ländern, in denen ich gewohnt habe, durchaus so gewohnt bin.
    Verwundert bin ich jedoch trotzdem jedes Mal, weil es in anderen Ländern irgendwie dazugehört, ich es in Deutschland aber ganz anders empfinde. Dies geht mir mit einigen Dingen so, die ich im Ausland wesentlich anders empfunden habe. Liegt vielleicht an der kollektiven Sicht der Dinge in den einzelnen Ländern, an die ich mich wohl anpasse bzw. versuche anzupassen. 🙂
    Liebe Grüße
    Serap

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    1. Da skannst Du beim nächsten Einkauf nachholen, liebe Serap 🙂
      Inwiefern empfindest Du es hier denn anders als in anderen Ländern? Ist die Ablehnung gegenüber solchen Fragen im Geschäft größer, bzw. wird da verkrampfter mit umgegangen?
      Liebe Grüße an Dich
      Jo 🙂

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  2. Herrlich, lieber Jo,
    das merke ich mir für die nächsten nervigen Fragen an der Kasse!
    Mal sehen, ob meine Kassenfrau dann auch so milde gestimmt ist und den Witz versteht!
    Liebe Grüße zum Wochenstart
    herzlichst moni

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    1. 😀 Aber schiebs dann nicht auf mich, wenn du seltsame Reaktionen bekommst, moni! ;-D Wünsche Dir ebenfalls einen schönen Start in die Woche, liebe Grüße, Jo =)

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    1. Ich habe das zuletzt im Kaufland gemacht, mir fällt gerade kein anderer Laden ein, wo die das noch so künstlich aufgesetzt handhaben. real vielleicht? Wünsche Dir viel Freude auf Deinen Wegen in die Filialen zum ausprobieren 😀

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      1. Und von den Preisen, Warenqualität und Sortimentsbreite und -tiefe! Auch ganz wichtig: Wohlfühlfaktor, Marktbeleuchtung, Dekoration als auch die Streckhöhe und Bücktiefe an den Regalen! 😉 😆

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      2. Genau! Denn wir wollen nicht vergessen, wie sehr hier auch der Kunde gefordert ist. Schließlich sollte sein Äußeres auch zur Corporate Identity der Supermarktkette passen hinsichtlich Farbe und Stil

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