Die Idee von gestern gefällt mir auch heute noch. So klingt meine aktuelle Stimmung in der musikalischen Umsetzung von Disneyland after Dark:
Bezogen auf Depressionen und die damit bei mir einhergehenden Stimmungsschwankungen, Phasen von Hoch und Tiefs und den cremigen Grauzonen irgendwo dazwischen, könnte man Tage wie diese für mich wie folgt umreissen, inklusive Handlungsmöglichkeiten:
- balancieren am Rande des Abgrunds in der Schlucht tiefster Depression
- mir dessen bewusst sein und mich deswegen langsam bewegen
- den Abgrund und die sich aufdrängenden gedanklichen Abwärtsspiralen einfach links liegen lassen
- stattdessen im kleinen aktiv werden, hier ein Handschlag, da ein zugreifen, wozu die Energie halt ausreicht
- die Skillkiste ansehen und feststellen, dass ich sie nicht brauche
- die Dinge in aller Seelenruhe tun, Eile oder gar Hektik erhöhen nur die Gefahr abzustürzen
- „Soulfood“ essen, im Idealfall selbst zubereiten
- vielleicht mit einer nahestehenden Person am Telefon sprechen, höchstens kurz darüber reden, wie es mir selber geht, das ist in dieser Phase meist nicht hilfreich (Dieser Punkt kann allerdings auch nach hinten losgehen, wenn das Gegenüber anfängt nachzuhaken, was bei mir los ist, oder selbst gerade sehr viel, womöglich emotional aufgeladenes zu erzählen hat. Damit kann ich dann schlecht umgehen, das ist schnell viel zu viel auf einmal. Ein lockeres, vielleicht auch spaßiges Gespräch dagegen kann hilfreich sein.)
- Diskussionen vermeiden, vor allem mit Leuten, die sich in Rage reden oder in Themen (am besten noch in Kleinigkeiten) verbeißen, wechseln kann ich dann eh kaum was und will es auch garnicht… sondern bloß in Ruhe gelassen werden
- den Blick wandern lassen, kleine Dinge können ein Schmunzeln hervorrufen und seien es nur irgendwelche Nachbarn, die seltsame Dinge tun, während ich den Müll rausbringe und dabei ein Fragment ihres Lebens mitbekomme
- die Hunde betüddeln, falls sie bei mir sind
- leise unaufgeregte Musik hören
- In einer Graphicnovel blättern
- ziellos kritzeln
- Nachrichten im TV schauen und dabei auf dem Sofa lümmeln, mir aber auch erlauben, wegzuschalten, wenn es zu sehr runterzieht
- Davon ausgehen, dass ich den Balanceakt schaffe, ohne abzustürzen und deswegen einfach schon schonmal Pläne für das „danach“ machen, wenn ich das Ende des Abgrunds erreicht habe… das ist allerdings auch sehr mit Vorsicht zu genießen und geht nur im kleinen… diese Phase verlangt im Grunde, völlig im Hier und Jetzt zu sein…. mir ein paar schöne Dinge flüchtig auszumalen, kann aber helfen
- Hörspiele wie die drei ??? gehen manchmal ganz gut, Hörbücher sind aber oft zu lang und komplex und damit überfordernd
- ein ASMR Video schauen
- wenn einfach so mal Tränen fließen, ist das halt so, gehört dazu
- kurze Texte schreiben, besondere Kreativität ist an solchen tagen allerdings eher nicht drin.. falls doch, dann entsteht sie von alleine aus der Leichtigkeit heraus, Druck geht garnicht an so Tagen
- alles sensorische ist ein Gewinn… der Idealfall wäre eine Wohlfühlmassage, allerdings ist das eher die Ausnahme, dafür wäre mehr Aktivität nötig, als meist drin sitzt (und Kosten/Möglichkeiten) … aber man kann sich ja auch selber kleine Wohlfühlmomente schenken und sei es bloß, ausgiebig zu duschen oder sich eine Kerze anzuzünden
- schlafen, wie der Körper und das Gemüt es einfordern
- manchmal: Ohrstöpsel rein, Musik an, zur U-Bahn laufen und in die Innenstadt fahren, etwas an den Geschäften vorbei schlendern… ein langsamer, ruhiger Waldspaziergang ist allerdings meist die bessere Alternative
- Wäsche aufhängen oder vergleichbar anspruchslose Tätigkeiten gehen ganz gut an solchen Tagen
- Tagebuch schreiben
- Notizen für die Therapie machen
- durch die Wohnung schlendern
- Socken sortieren oder sowas, generell Klamotten sortieren und jene, die besser gefallen, nach oben legen
- in den Spiegel schauen und Grimassen schneiden
- Holz schnitzen (manchmal)
- dem inneren Kritiker erbarmungslos mit der großen Keule einen über den Schädel ziehen, wenn er sich meldet. Er darf in der Phase keinen Millimeter Raum gewinnen können, sonst kippt das ganze schnell in den Abgrund. Das gute an dieser Stimmungslage ist, dass das meist auch möglich ist. Energie und Willenskraft reichen dafür aus.
- aus dem Fenster schauen, hoffen, das es grau und trübe ist, Melancholie zur höchsten Kunstform erklären
- …
Im Gegensatz zu Phasen, die von einem richtigen Tief gekennzeichnet sind, geht also eine ganze Menge. An Tagen wie diesen sind die Grautöne meist heller, ein herausschleichen aus dem drohenden Absturz gelingt mir fast immer in naher Zukunft.
Da sich einige Menschen unter euch befinden, die ebenfalls an Depressionen erkrankt sind: Ihr habt sicherlich auch euch eigenen Phasen und Abläufe, Bedürfnisse, die daran gekoppelt sind und bestimmte Tätigkeiten, die helfen oder eben Gift sind in den Momenten. Manches wird sich ähneln, anderes unterscheiden. Vielleicht findet der ein oder die andere sich ja auch in dieser wieder.
Liebe Grüße,
Jo
Hallo Jo,
das ist eine umfangreiche Ideenliste. Vielleicht gelingt es mit der einen oder anderen Handlungsmöglichkeit sich selbst zu helfen bzw. zumindest unterstützend zu wirken.
Liebe Grüße
moni
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Hallo moni,
genau das ist die Idee dahinter. Austausch hat da einiges für sich. Ich konnte in anderen Blogs auch shcon hilfreiches dazu lesen. 🙂
Liebe Grüße,
Jo
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Hat dies auf penwithlit rebloggt.
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