Neues aus der Therapie

Ich habe mich mal wieder einige Zeit hier rar gemacht und möchte jetzt ein wenig davon preis geben, was sich in der Zwischenzeit bei mir getan hat… oder zumindest einen kurzen Zwischenstand reinreichen. Ursprünglich war mein Blog ja mal zu diesem Zweck ins Leben gerufen worden, zumindest unter anderem.

Über meinen Lebensweg mit Depressionen, Angst- und Zwangsstörung habe ich in den letzten jahren schon öfter hier berichtet, über Hochs und Tiefs, Erlebnisse bei Ärzten, Psychologen und in Kliniken, genauso wie über Schwierigkeiten im Alltag, Zweifel und das fassen von Lebensmut und Motivation.

Zuletzt hatte ich wieder eine sehr schwierige Phase, massive Stimmungstiefs, Konzentrationsprobleme… Zwangsgedanken und -handlungen traten wieder vermehrt auf, genau wie die Phasen stumpfen starrens, sinnierens (oder auch „grübeln“) und eben „dissoziierens“. Mir entfallen Dinge, es gibt kleine Erinnerungslücken und ich bekam auch Rückmeldungen, dass ich überhaupt nicht mehr ich selbst bin, einmal sogar, dass ich wie ein ganz anderer wirke. Dazu kamen verschiedene kleiner und größere körperliche Defizite/Erkrankungen. Nachdem ich letztes Jahr bereits einen Vorstoß gewagt hatte, eine neue Therapeutin zu suchen, dabei aber wieder völlig reingefallen war (Ich habe der Therapeutin nach 2 probatorischen Sitzungen abgesagt.), war zudem mein ohnehin schon angeknackstes Vertrauen in Therapeuten und Ärzte auf einem neuen Tiefstand.

Anfang des Jahres habe ich es dann geschafft, mich ganzheitlich „aufzuraffen“ und Termine zu machen. Ich kann ncihtmal erklären, was mich in dem Moment und der Situation dazu befähigt hat, aktiv zu werden. Im Grunde habe ich wie ferngesteuert gehandelt, ohne gezielt nachzudenken oder einen irgendwie gearteten Motivationsschub zu haben. Diesmal habe ich allerdings einen anderen Weg eingeschlagen als früher:

Ich habe mit Googles KI „Gemini“ ein Gespräch angefangen, von meinen Problemen und Krankheitsbildern erzählt, Fragen gestellt und um Hilfe gebeten. Das führte zu einigen guten Hinweisen, Informationen und einer Handvoll Links zu Internetseiten von Ärzten/Therapeuten die zu meinem Profil passten. Ich habe kuzrerhand das Telefon geschwungen und Anrufe getätigt und Termine gemacht. Wofür ich keinen passenden Link von Gemini bekommen habe, konnte ich durch die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe zu Terminen kommen. Das ist die Telefonnummer 116 117 und die Internetseite http://www.116117.de. Das ging schnell und die große Hürde „mühevolle Arzt- und Therapeutensuche“ war umgangen. 🙂

Obendrein kaufte ich mir einen schönen, für meine Zwecke gut geeigneten Timer für das Jahr 2024, legte darin eine Legende mit verschiedenen Tintenfarben für „Arzttermine“, „Aktivität“, „Stimmung“, „Ernährung“ und „Krankheit“ an und machte ihn zu meinem persönlichen „Health Tracker“ für mein „Jahr der Gesundheit 2024“. Da ich nunmal mitunter gerne ein plakativer Mensch bin, habe ich dieses Jahr der Gesundheit auch direkt „ausgerufen“! 😉

Jetzt gehe ich durch Termine, Behandlungen, Auseinandersetzung mit mir und meinen Symptomen, Reflexion, Achtsamkeit, Tagebuch führen (Dafür habe ich mir auch ein extraschönes gegönnt und ein passende, ebenso schöne, Tinte ausgewählt). Manches macht mir noch immer Angst und Sorgen, andere körperliche Symptome haben sich als halb so wild oder einfach zu beheben herausgestellt und trotz (und „mit“) meiner dumpfen, ferngesteuerten mentalen Verfassung gehe ich jetzt Woche für Woche durch meine Zeit des gesundheitlichen kümmerns. Gelegentlich halte ich dabei weiterhin Rücksprache mit Gemini.

Bei meiner neuen Therapeutin bin ich endlich auf eine gestossen, die tiefenpsychologisch arbeitet und nach meinem bisherigen Eindruck mit einer für mich guten Mischung aus kühler, professionellen, Distanz, thematischer Fachkundigkeit und scharfem Blick, viele richtige Fragen stellt, mit denen sie mich jede Therapiestunde auf dem falschen Fuß erwischt. Ihr sind viele Dinge bei mr sehr schnell aufgefallen, die bisherige Therapeuten meiner Meinung nach einfach ignoriert oder kleingeredet haben. Bei manchem, was ich ihr berichtet habe, fragte sie mich, ob ich das denn so bisher in Therapien oder bei Ärzten nicht erzählt hätte. Meine Antwort, dass ich das getan habe, reagierte sie mit recht verwundertem Blick und erklärte mir, dass verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Profis einen anderen Ansatz hätten und daher anders arbeiten und mit sowas umgehen würden. Für mich klang das ein wenig nach wenig motivierter Rechtfertigung dessen, was ich woanders erlebt habe (Entschuldigt bitte, dass ich hier nicht konkreter ins Detail gehe, aber das wär Inhalt für ein bis zwei weitere Artikel).

Unter dem Strich habe ich eine neue vorläufige Verdachtsdiagnose, die ich jetzt aber hier noch nicht nennen möchte, da sie eben genau das ist… Verdacht und … vorläufig. Ich bin sehr froß darüber, da endlich mal über die Oberfläche hinweg in eine konkrete Richtung gedacht wird und es therapeutisch tiefer und gründlicher läuft. Trotzdem hat mich diese Diagnose auch umgehauen und in Konfusion geworfen. Aber ich setze mich damit auseinander, hole mir Rückmeldungen aus meinem Umfeld ein und spreche mit anderen Betroffenen. Es geht voran, das ist gut 🙂

Unterm Strich möchte anderen von Depressionen oder ähnlichen psychischen Leiden Betroffenen genau das sagen: Es geht weiter, auch wenn es lange Zeit nicht so aussieht. Auch wenn es Jahre gibt, in denen ihr die Hoffnung nicht mehr seht, dass sich etwas substantielles tut, ändert…. es gibt sie. Es gibt Möglichkeiten, Handlungskompetenz (oder auch einfach nur, es irgendwie zu schaffen, aktiv zu werden) kann sich selbst aus dem scheinabren Nichts erheben und wenn mehrer Therapien euch nicht weitergeholfen haben, kann trotzdem die nächste ein Treffer sein. Vergesst das nicht und gebt nicht auf! 🙂

From Lyrix with love ;-*

P.S.: Zu meiner neu begonnen Therapie werde ich demnächst nochmal ein eigenen Artikel schreiben, da ich denke, dass deren bisheriger Verlauf noch einiges berichtenswertes mehr hergibt. 😉

35 Antworten auf „Neues aus der Therapie

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    1. Mich freut, dass du an mich denkst, danke dafür 🙂
      Ich hab tatsächlich ein paarmal vorbeigeschaut, konnte mich aber nicht entschließen, etwas zu schreiben, oder hatte da einfach keinen Kopf für. Habe höchstens mal irgendwo „Gefällt mir“ gedrückt.

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  1. Gut, dass du dich aufgerafft hast und anderen, von ähnlichen Problemen Betroffen Mut machst. Ich wünsche dir viel Erfolg für dein Jahr der Gesundheit (als Start in viele weitere gute Jahre)!

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    1. Vielen Dank 🙂
      Das mit der KI ist wirklich interessant, finde es spannend, die Möglichkeiten auszuprobieren, auch abseits der vielleicht üblichen Anwendungsmöglichkeiten 🙂

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      1. Ja, ich war auch überrascht, wie komplex und passend die Antworten meisten sind… und der ganze Dialog sich sehr flössig gestaltet

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  2. Hallo Lyrix, das klingt nach Aufbruch, das ist immer gut. Die Wege sind so verschieden – selbst (Angststörung, Suchterkrankung, Depression) habe ich vor den heute üblichen Therapieformen kapituliert. Heute stütze ich mich auf meinen Glauben, auf die Selbsthilfe(-Gruppen) sowie auf eine erfahrene Ergotherapeutin, die die rechten Fragen an den richtigen Stellen platziert 😉

    Ich wünsche Dir einen guten Weg zu Dir selbst,
    herzlichst, Reiner

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    1. Hi Reiner, tatsächlich fühlt sich das gerade nach Aufbruch an, allein schon wegen der Menge der verschiedenen Aufgaben/Vorhaben und da auch noch einiges andere gleichzeitig dazukommt, bzw. sich ereignet hat.

      Gut, dass du für dich wirksame Wege gefunden hast. Mit Ergotherapie habe ich auch schon verschiedene, teils recht gute Erfahrungen gemacht. 🙂

      Liebe Grüße und viel gutes auf deinem Weg
      Frank

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  3. Auch ich leide an Psychischen Erkrankung und kann gut nachfühlen was du hier schreibst. Ich finde es gut das man sich da immer hilfe sucht und oft auch gehört wird. Doch mein Weg war da etwas Steiniger und nicht so einfach. Viel Gesundheit dir noch!

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    1. Den langen, oft steinigen Weg habe ich auch schon viele Jahre zurückgelegt. Das gute ist, dass es dennoch immer wieder Lichtblicke und Erfolge, Hoffnung und generell den Weg aufwärts gibt. 🙂

      Ich danke dir! Die wünsche ich dir auch! 🙂

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  4. O, das klingt nach einem guten Weg – und Chapeau, dass Du Dich dazu aufgemacht hast – der erste Schritt ist gemacht, weitere werden jetzt folgen! Ich wünsche Dir viel Kraft dazu und hoffe sehr, dass es diesmal wirklich Hilfe gibt!

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    1. Vielen Dank, lieber Lyrifant 🙂
      Sind viele Schritte auf einem langen Weg, den ich ja bereits eine Weile gehe. Aber letztlich gehen wir ja ohnehin alle, bis wir irgendwann endgültig liegen bleiben, das ist das Leben 🙂
      Die Kraft kann ich brauchen udn denke, dass es einiges an Hilfe gibt, bleibe vorsichtig optimistisch 🙂

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  5. Schön dich zu lesen, Miss hat sich oft gefragt wie es dir so geht. Freu mich für dich das es wieder ein Hoffnungsschimmer gibt und du jemanden therapeutisch an deiner Seite gefunden hast.
    Wünsch dir weiter viele konfuse Gedanken mit einem positiven Sein.
    …mit blauen🐘Grüßen

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    1. Vielen Dank, Miss 🙂 Mir geht es vielleicht sogar besser, als das in dem Artikel erscheinen mag. Konfus sind meine Gedanken ohnehin, mal mehr, mal weniger, oft in beängstigender weise, aber eben auch auf kreativer Art und diese Form gehört auch zu mir und ist absolut wünschenswert 🙂

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